Vier Jahre lang trug Falkes Erste die Heimspiele im Rudi-Barth-Stadion aus. Eine Spielstätte, bei der wir uns ganz bewusst entschieden haben, für den Mehrwert, den wir dort geboten bekamen, eine entsprechende Miete zu zahlen. Mit der kesselartigen Anlage eine absolute Ausnahme und wahre Perle der Hamburger Amateurstadien.
Direkt nach Vereinsgründung stellte der AK „Spielstätte und Spielbetrieb“ ein Anforderungsprofil zusammen. Die zu findende Heimat wurde von Traditionalisten, Stadionliebhabern und Amateurhoppern in unseren Reihen mit folgende Kriterien umschrieben:
- Rasenplatz
- ausreichende Zuschauerkapazität
- eine Anlage mit Charme
- Vereinsheim auf der Anlage
- sehr gute ÖPNV-Anbindung
- zentrale Lage
Auch wenn dies weit über die Notwendigkeit des reinen Spielbetrieb hinausging, war es uns wichtig möglichst alle Punkte abdecken zu können. Relativ schnell war im Herbst 2014 klar, dass das Rudi-Barth-Stadion weit oben auf unserer Liste stand, um nicht zu sagen der Geheimfavorit war. Schließlich konnte diese Anlage als einzige alle sechs genannten Punkte bedienen.
Günstige Umstände sowie große Aufgeschlossenheit auf Seiten von Union 03 ermöglichten uns im Januar 2015 den Mietvertrag (vorerst über ein Jahr) im dortigen Vereinsheim zu unterzeichnen. Schon bevor die Tinte trocken war, wurde im „Jahr ohne Spielbetrieb“ so mancher Stammtisch oder andere Vereinsaktivität in den Räumlichkeiten ausgetragen. Besonders in Erinnerung bleiben die Trainervorstellung sowie der Stammtisch mit der Trikotvorstellung in Erinnerung – an beiden Abenden reichte der große Raum kaum aus um alle Interessierten aufzunehmen. Verein findet auch, aber eben nicht nur auf dem Platz statt. Insbesondere in den Anfangsjahren wurde dort noch so manch ausufernde „3. Halbzeit“ absolviert und die letzten Falken verließen die Waidmannstraße erst weit nach Anbruch der Dunkelheit – bei einer Anstoßzeit von 12:00 Uhr wohlgemerkt, und das selbst in den Sommermonaten!
Sportlich legte der HFC beim ersten Auftritt los wie die Feuerwehr. Es dauerte nur rund eine halbe Minute, ehe Angelo Litrico im Top-Spiel gegen den 1. FC Eimsbüttel traf – am Ende hieß es standesgemäß 7:0 im Duell Erster gegen Zweiter! Viele weitere Spiele vor „vollem Haus“ folgten – in der ersten Saison betrug der Zuschauerschnitt über 500 (auch wenn fairerweise angemerkt sei, dass nicht jeder Dauerkartenbesitzer bei allen Spielen zugegen war). In der Rückrunde konnte beim 12:1 gegen Osdorfer Born der höchste Sieg der Ersten bejubelt werden, inklusive zweifachem Vierpack von Sebastian Semtner und Christian Schümann.
Der Falke-Zuschauerrekord wurde am 08.10.2016 gegen St. Pauli IV aufgestellt. 773 Besucher erlebten die pure Ekstase, als Christopher „Stoffi“ Dobirr in der dritten Minute der Nachspielzeit zum erlösenden 1:0 einschoss. Besonders lang wurde die Feierei, um nicht zu sagen Eskalation, nicht nur nach diesem Spiel, sondern wenn unser letztes Heimspiel auch auf den letzten Spieltag fiel. Im Premierenjahr wurde der Zweitplatzierte Blau-Weiß 96 II (7:0) klar distanziert, anschließende Meistersause selbstredend! Zwei Jahre später wurde auf der Gegengerade eine Poollandschaft aufgebaut, die den heißen sommerlichen Temperaturen gerecht wurde. Auch war das an diesem Tage eine der ganz wenigen Ausnahmen eines Falke-Dopplers im „RBS“ zu erleben.
So konnten wir im Laufe der Jahre nicht nur in den Genuss kommen, einen absoluten Top-Ground bei unseren Heimspielen zu bespielen, sondern mit Peter Hestermann auch den besten Platzwart in Hamburg zu haben. Mit welcher Leidenschaft der heilige Rasen von ihm gepflegt wurde, war mehr als beeindruckend. Ganz besonders harte Arbeit stand ihm nach dem Regenspiel gegen UH-Adler im November 2017 bevor: Während des Spiels schüttete es aus Kübeln und entsprechend wurde der Platz an den Rande der Unbespielbarkeit umgegraben.
Nach 57 Auftritten von Falke war im Mai 2019 leider Schluss – nach dem finalen Match gegen den Niendorfer TSV III (5:1) wurde unsere Hissfahne ein letztes Mal eingeholt. Eine Entscheidung, die dem Präsidium nicht leicht gefallen war, doch neben rückgängiger Zuschauerzahlen war auch der Faktor Einnahmen aus „Speis und Trank“ entscheidend. Durch den Pachtvertrag mit dem Betreiber der Gastronomie ergab sich für uns keine reelle Chance unsere Kasse regelmäßig bei Heimspielen außerhalb des Kartenverkaufs zu füllen.
Vor Ankunft des Falken spielte Hausherr SC Union 03 bereits seit über einem halben Jahrhundert an dieser Stelle. Eingeweiht am 02. Oktober 1960, hat die Spielstätte einen ganz eigenen Stadioncharakter. Mit dem 9-stufigen Ausbau, dessen Stehtraversen „nach unten“ – in einen Kessel in dem sich das Spielfeld befindet – führen. Doch trat auch wegen dieser Bauweise sehr früh ein elementares Problem auf. Nach nur vier Spielen war vorerst Schluss an der Waidmannstraße. Da Wasser aufgrund fehlender Drainage teilweise auf dem Feld stand und nicht abfloss, wurde der Spielbetrieb vorübergehend dort eingestellt.
Seit 1963 spielt Union 03 dauerhaft an der neuen Spielstätte, die den abgerissenen „Tribünensportplatz“ am heutigen Kaltenkircher Platz (auf dem sich das Paketpostamt befindet) ersetzte. Der sportliche Niedergang des einstigen Spitzenteams sowie ein veränderter Fokus nahezu komplett auf die Topligen, ließen die Zuschauerzahlen – wie anderenorts – rapide sinken. Zwischenzeitlich spielte die Reserve von St. Pauli, um den Stadionauflagen gerecht zu werden, im Rudi-Barth-Stadion. Kurz vor unserer Ankunft flog auch das Ei vom American Football innerhalb des steinigen Vierecks.
Namensgeber Rudi Barth wurde 1906 als damals 16-jähriger in den Vorstand des FC Union 03 (wie der Verein damals hieß, Umbenennung in den heute gültigen Namen erfolgte im Januar 1932) gewählt und war über 50 Jahre für seinen Verein tätig. Darüber hinaus erwarb er sich Ruhm als Fußballpionier und langjähriges Mitglied im Spielausschuss des Norddeutschen Fußball-Verbands. 1962 verstarb er im „Haus des Sports“, nachdem er früheren Nationalspielern noch Erinnerungsplaketten überreicht hatte.